Wia olls ongfongen hot …

Der Wörndle-Senior im Interview

Christoph Wörndle hat sich als junger Mann sehr bald für den Handwerksberuf Bäcker entschieden – somit verdanken wir ihm die beschten Breatln aus Koltern und Umgebung. Und: Ohne ihn würde es die Bäckerei Wörndle heute wohl nicht geben – absolut unvorstellbar! Wir haben den Wörndle-Senior und Gründer der Bäckerei Wörndle zum Interview gebeten – und zwar mitten im Dorf … dort, wo für ihn alles angefangen hat.

Erzählen Sie doch mal etwas über sich und verraten Sie uns, wie Sie zum Bäckerberuf gekommen sind!

 

Ich bin 1948 geboren und in Kaltern aufgewachsen. Eigentlich hätte ich die Landwirtschaft meines Vaters übernehmen sollen, daher habe ich die landwirtschaftliche Schule in San Michele und die Laimburg besucht. Mich hat es aber in die berufliche Richtung meines Onkels gezogen – der war nämlich Inhaber der Bäckerei Lemayr. Also habe ich da mal reingeschnuppert und eine Zeit lang in Bozen mitgearbeitet. I hon schnell gmerkt, dass mir dor Beruf gfollt.

Also bin ich nach München gezogen, in die Lehre gegangen und als ich dann zurückgekommen bin, habe ich mit meinem Kumpanen Karl Gallmetzer die Kalterer Bäckerei meines Onkels übernommen. Das war im Jahr 1973.

Aus Lemayr in Kaltern wurde also Wörndle …

 

Genau! Damals waren die erste Filiale und die Backstube noch beim steilen Paterbichl, wo heute die Apotheke drin ist. Die Filiale haben wir aber bald zugemacht und stattdessen die in der Goldgasse eröffnet. Seither gibt es dieses Geschäft. Anfangs waren wir zu viert: Karl, ich und zwei Arbeiter. Leider ist Karl nach ein paar Jahren verstorben, also hab ich alleine weitergemacht und mir noch zwei Mitarbeiter dazugeholt. Außerdem hat meine Frau Irene von Anfang an tatkräftig mitgewirkt: Sie hat die Brote eingezählt und im Geschäft gearbeitet.

 

Welche wichtigen Meilensteine gab es?

 

Obwohl wir als Bäckerei im Dorf sehr gut aufgenommen wurden – die Kalterer waren sehr froh darüber, dass es eine gute Bäckerei im Ort gab –, haben sich viele unserer Nachbarn wegen des Lärms beschwert. Klar, wir haben ja auch nachts gearbeitet und das mitten im Dorf. Darum haben wir 1989 beschlossen, in die Handwerkerzone umzuziehen, die zu der Zeit gerade sehr gewachsen ist – viele Firmen sind damals dorthin umgesiedelt. Dieser Umzug war rückblickend sicherlich die größte Herausforderung – auch, weil wir nicht wussten, wie es weitergehen würde. Aber am Ende ist ja alles gut gegangen und wir haben sogar zwei neue Filialen aufgemacht: eine in der Europastraße in Kaltern, die es auch heute noch gibt, und die kleine Filiale in Bozen in der Europaallee.

Wie hat Ihr Tagesablauf ausgesehen und wie haben Sie die Nachtarbeit erlebt?

 

Mein Arbeitstag in der Backstube hat um 23.00 Uhr begonnen – und dauerte bis 4.00 Uhr morgense. Anschließend habe ich mit dem Ausliefern begonnen, was meistens bis zur Mittagszeit gedauert hat. Und dann ging es ab ins Bett. Die Nachtarbeit war für mich eigentlich nie ein Problem, weil ich sie gerne gemacht habe – ich fand es schön, wenn ein tolles Produkt herausgekommen ist und auch der berufliche Erfolg war für mich eine große Genugtuung. Gestört hat mich eigentlich nur, dass ich zur Arbeit musste, während alle anderen zum Feiern gegangen sind (lacht).

 

Blieb da noch Zeit für Hobbies – und Familie?

 

Ich war ja immer begeisterter Windsurfer – und es war tatsächlich oft so, dass ich mich zu Mittag entscheiden musste, ob ich mich zum Schlafen hinlege oder ob ich an den See fahre zum Surfen. Deswegen isch dor Schlof schon mol zu kurz kemmen (lacht)! Ansonsten hatten wir am Samstagnachmittag und den ganzen Sonntag frei, daher blieb eigentlich schon Zeit für Freizeitaktivitäten und Familie.

Unter der Woche waren wir vormittags aber auf ein Kindermädchen angewiesen, weil Irene und ich ja beide gearbeitet haben.

Von einer Generation zur nächsten

 

Mittlerweile sind Sie ja schon einige Zeit im Ruhestand – wie war das für Sie, als Ihr Sohn Matthias das Wörndle-Ruder übernommen hat?

 

Als Matthias 18 geworden ist, habe ich ihn natürlich gefragt, ob er die Bäckerei eines Tages übernehmen möchte. Das wollte er, aber vorher wollte er eine Zeit lang ins Ausland. Also ist er für zwei Jahre nach München, hat zuerst in einer anderen Branche gearbeitet, dann seine Lehre zum Bäcker gemacht und in einer Bäckerei in München gearbeitet. Schließlich ist er zurückgekommen und in den Betrieb eingestiegen.
Vor 6 oder 7 Jahren habe ich mich zur Ruhe gesetzt, Matthias hat aber vorher schon Entscheidungen für die Bäckerei getroffen. Wir waren oft verschiedener Meinung und sind ein paar Mal auch ordentlich zusammengekracht. Irgendwann hab ich eingesehen: Men muaß die Jungen oanfoch mochn lossn (lacht). Heute betrachte ich alles mit großem Abstand – Matthias weiß schon, was er tut und arbeitet sehr, sehr gut. Mein Sohn hat mich positiv überrascht mit dem, was er alles aufgebaut hat. Ich genieße jedenfalls meine Pension: Ich wandere, radle, mache Reisen mit meiner Frau und beim Haus und im Garten gibt’s ja auch immer was zu tun.

 

Wenn Sie jetzt auf das Unternehmen blicken – denn das ist es ja mittlerweile – was hat sich in den letzten Jahren am meisten verändert?

 

Alles geht schneller und aus bürokratischer Sicht ist alles viel komplizierter geworden – ist ja verrückt, was Land und Staat heute von einem verlangen. Da hatten wir es früher schon viel feiner. Außerdem gibt es mittlerweile logisch viel mehr Sorten. Damals hatten wir gerade mal 15 – da waren die Leute z. B. mit Weggelen und Semmeln zufrieden – mittlerweile gibt es 60–70 verschiedene Produkte.

 

Und welches ist Ihr Lieblingsbrot?

 

Die Ciabatta! I bin jo a Weißbrotesser – olm schun gwesen.

Kontakt
Wörndle KG des Wörndle Matthias & Co.
Handwerkerzone 9, 39052 Kaltern

Tel.+39 0471 962 186
info@baeckerei-woerndle.com

MwSt.-Nr.: 01636420216
MwSt.-Nr./Handelsregister Bozen Nr.: 01636420216