The wild guy

oder: mit (Tattoo)Style, Charme und Brötchen

Auf die Frage „kannst du dich bitte etwas freimachen“ war Bäckerchef Matthias Wörndle wohl nicht so gefasst, aber wenn man sich über Hautkunst unterhalten will, dann muss man halt auch etwas Haut zeigen! 😉 Matthias öffnet frech grinsend die Knöpfe eines seiner Hemdärmel … Tattoos blitzen hervor … Moooment! Jetzt bitte bloß nicht auf falsche Gedanken kommen! Ganz so HOT geht es nämlich nicht weiter. 😉 Wir gehen eher folgenden, nicht weniger spannenden Fragen auf den Grund: Was das wohl für einer ist, dieser Wörndle? Der mit dem rasierten Kopf, dem Bart, der bis zur Brust reicht und der Leidenschaft fürs Backen? Und was haben eineinhalb Liter Vernatsch mit dem Tattoo auf Matthias Rücken zu tun? Tja, dazu kommen wir ein kleines bisschen später! 😉

A Bort wia der vom Wörndle!

„Ba dem muaß men oanfoch zuischaugn“, beim Wörndle-Matthias mit seinem cool-eleganten Glatzen-langer-Bart-Tattoo-Style. Ob Matthias auf seinen …, sagen wir mal, etwas ausgefallenen Stil angesprochen wird? „Na, das traut sich keiner”, scherzt der 40-Jährige, „also wegen der Tattoos eigentlich nicht, eher wegen des Bartes! Die Friseurin meiner Mama hat vor kurzem erzählt, dass öfter junge Männer zu ihr in den Salon kommen und sich einen Bart wünschen, wie ich ihn trage. Das ist schon ein Kompliment, wenn da wirklich jemand daherkommt und sagt: I will an Bort wia dor Wörndle!“

 

Von Jugendsünden, gestochenen Brezeln und Baguettes


Und während der Bart „erst” seit 2012 wächst, so beginnt die Geschichte zu Matthias Tattoo-Liebe viel viel früher. Mit 19 hat er sich sein erstes Tattoo, ein sogenanntes Tribal, stechen lassen. „Das war damals halt so ein typisches Motiv“, erzählt er, „trotzdem hat es als erstes Tattoo eine besondere Bedeutung für mich. Damals war ich für ein paar Jahre nach Deutschland gezogen und ich konnte zum ersten Mal tun und lassen was ich wollte … Und zack! Da entstand ein Tattoo und ein Zungenpiercing gleich mit (lacht) … Dieses Tribal auf dem Unterschenkel war irgendwie ein Symbol des Freiseins für mich.” 

 

Ein Tattoo ist eben nicht nur ein Tattoo. Es erzählt auch immer eine Geschichte. Wie das Maori-Tattoo auf seinem linken Unterarm. „Das hab’ ich mir in Neuseeland bei einer echten Maori stechen lassen – aber nicht klopfen, wie die Maoris das normalerweise machen … Das hätte ich nicht ausgehalten! Das ist dann noch mal ein ganz anderes Level an Schmerz”, gibt Matthias zu und berichtet von diesem einzigartigen Erlebnis: „Da steckt ein ganzes Ritual dahinter. Die Maori hat sich über mein Leben informiert. Jede einzelne Linie und auch jeder Zwischenraum des Tattoos hat eine Bedeutung – die hat sie mir dann auch ganz genau erklärt. Es hat mit deiner Familie zu tun, deinen Freunden und den Wegen, die du schon hinter dir hast und auch die, die noch kommen werden.“ Die Lebensgeschichte quasi in die Haut gestochen. „Bevor sie gestochen hat, hat die Maori das Tattoo freihand aufgemalt, die Hände aufgelegt und ein Gebet gesprochen. Das war schon ein besonderes Erlebnis.”
Auch Matthias’ früherer Bezug zu Lateinamerika ist auf seiner Haut verewigt – und obwohl der auch stark mit seiner Ex-Frau zusammenhängt, bereut er weder das, noch eines seiner anderen Tattoos. 

Born to bake

Wenn ihn die Tattoo-Sucht wieder packt, dann zieht es Matthias von der Bread zur Needle Factory in Lana. Das „Born to bake“-Tattoo auf dem rechten Unterarm hatte Matthias schon lange im Kopf gehabt, ein Tattoo, das seine Leidenschaft versinnbildlicht und im Moment für ihn auch das bedeutsamste ist. „Eigentlich wollte ich den Totenkopf als Semmel haben, aber das war nicht umsetzbar. Also haben wir einen normalen Totenkopf gewählt, den Schädel offen gelassen und eine Brezel hineingepackt. Untenrum dann noch die Baguettes. So ist es perfekt.” 

Harte Schale, harter Kerl?

Und wie ist das mit der Schmerzempfindlichkeit beim furchtlosen Wörndle? „Ach, man wäre halt oft gern härter, als man es in Wirklichkeit ist”, grinst er. Na, dann muss er aber noch fest die Zähne zusammenbeißen, wenn er mit seiner Herzensdame Lea mithalten will – die hat sich vor kurzem nämlich den gesamten Oberarm tätowieren lassen. „Da muss ich wohl ordentlich nachlegen!“ gibt er (etwas ungern) zu, bevor er sich auf den Heimweg – oder, wer weiß, vielleicht schon ins nächste Tattoostudio aufmacht!

 

Danke für’s coole Interview, Matthias!

 

Halt! Stopp! Und wie war das jetzt mit den eineinhalb Litern Vernatsch? 

Ajo, genau! „Früher haben wir in Kaltern einen ‘Weinatlon‘ organisiert. Dabei ist man um 12 bei der Mendel Talstation gestartet und jeweils zu zweit über den alten Mendelsteig auf die Mendel gegangen – in traditioneller Kleidung logischerweise und mit Schürzen, die mit dem Namen ‘Weinatlon’ bestickt waren – und währenddessen musste jeder einzelne eineinhalb Liter Kalterer Vernatsch trinken. Auf dem halben Weg, auf der Zollwiese, musste man ein Gedicht auswendig lernen, das man danach fehlerfrei aufschreiben musste. Machte man dabei einen Fehler, musste man ein ‘Strafstamperle vom Roatn‘ trinken. Einmal habe ich gewonnen und bin Weinkönig geworden.“ Matthias schwelgt in Erinnerungen: „Als Weinkönig bekommt man einen Lorbeerkranz auf die Schürze gestickt. Im gleichen Jahr ist auch meine ältere Tochter Lisa Marie geboren. Den Lorbeerkranz hab ich mir dann auf den Rücken tätowieren lassen mit den Initialen meiner Tochter, also L M.“

 

Also, secco wohr: Ein Tattoo ist eben nicht nur ein Tattoo. Es erzählt auch immer eine Geschichte! 😀

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